Motivation


Was ist überhaupt ein "Brettchen"?

Der Begriff "Brettchen" bezieht sich auf den Schlägertyp, der bei dieser Variante des Tischtennisspiels benutzt wird.

Ein normaler moderner Schwammgummischläger besteht aus einem Holz- oder Karbonschläger, der auf beiden Seiten von einer dünnen Schicht von Schwammgummi und darauf einer flachen griffigen Noppengummi-Schlagfläche mit den Noppen nach innen bedeckt ist. Die Oberfläche einer Schwammgummi-Noppengummi-Kombination erlaubt einem geübten Spieler, mit dem Schlag eine Menge Schnitt und Tempo zu erzeugen.

Ein Brettchen-Schläger hat dagegen keine weiche Schwammgummischicht zwischen dem Schlägerholz und der den Ball treffenden Noppengummioberfläche. Das Noppengummi ist hierbei direkt auf das Schlägerholz geklebt worden. Außerdem zeigen bei dieser Oberfläche die Noppen des Gummis nach außen, so dass diese Oberfläche nicht annähernd so griffig ist. Spieler mit einem Brettchen können deshalb beim Schlagen nur ganz wenig Schnitt und deutlich weniger Tempo als mit einem Schwammgummischläger erzeugen.

Der Begriff "Brettchen" ist überwiegend in der nördlichen Hälfte Deutschlands verbreitet. Im Süden Deutschlands nennt man solche Schläger auch "Scheiberl", während man in Hessen vom "Holzbrett" spricht. In den östlichen Regionen spielt man dagegen mit einem "harten Schläger", was der englischen Bezeichnung "Hardbat" am nächsten kommt. Offiziell müsste man eigentlich "Noppengummischläger" sagen, doch das ist zu lang. Verbreiteter ist da schon die Bezeichnung "Barna-Schläger", wobei der in früheren Jahren für diese Spielweise am meisten benutzte Schläger mit dem gleichnamigen kurzen Holzgriff und den damals noch braunen Belägen der ganzen Schläger-Gattung seinen Namen gegeben hat.

Um die Bedeutung des Brettchen-Tischtennisspiels in der heutigen Zeit nachvollziehen zu können, bedarf es zunächst einiger Ausführungen zur Geschichte des Tischtennissports und zu den Problemen, die dem heutigen Tischtennis so schwer zu schaffen machen.


Ein kleiner historischer Abriss über die Schlägerentwicklung im Tischtennis

Während in der Anfangszeit des Tischtennis um 1900 herum mit tennis-ähnlichen, bespannten Schlägern mit langen Griffen und später in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch mit kork- oder sandpapierbespannten Holzschlägern Tischtennis gespielt wurde, setzten sich in dieser Zeit mehr und mehr die Noppengummischläger durch, die aufgrund des Klanges des Spiels diesem den Namen "Ping-Pong" verschafften. Von 1920 bis 1950 waren die Noppengummischläger (ohne Schwammunterlage) praktisch Standard im Tischtennis.

1951 tauchte mit dem Österreicher Waldemar Fritsch erstmals ein Spieler bei einer Weltmeisterschaft mit einem Schwammschläger auf und besiegte überraschend mehrere Weltklassespieler. Bereits ein Jahr später, bei der WM 1952 in Bombay, gab es dann mit dem Japaner Hiroshi Satoh den ersten Weltmeister mit einem Schwammschläger. Es folgten sieben Jahre mit heftigen Streitigkeiten über zulässige Schlägerbeläge und fortlaufenden Experimenten mit verschiedensten Schwammstärken, was so weit ging, dass mit zentimeterdicken Schwammschlägern gespielt wurde, bei denen man das Auftreffen des Balles auf dem Schläger gar nicht mehr hörte.

Erst 1959 bei der Weltmeisterschaft in Dortmund wurde eine Schlägernormung verabschiedet, die praktisch heute noch gilt: Der Belag darf seitdem maximal 4 mm dick sein, wobei das Noppengummi selbst (also die zum Schlagen benutzte Gummischicht, auch Obergummi genannt) maximal 2 mm betragen darf. Einige Spieler hörten aus Verärgerung über das nicht erfolgte Verbot der Schwammschläger auf, andere blieben bei ihrem herkömmlichen Noppengummibelag, die meisten aber wechselten früher oder später zum seitdem vorherrschenden Schwammschläger, um konkurrenzfähig bleiben zu können. Da seitdem fast alle Anfänger ebenfalls mit Noppen-innen-Schwammschlägern spielen, gibt es seit etwa Mitte der 1960er Jahre nur noch wenige Noppengummispieler, die sogenannten Brettchen-Spieler.

Das Material entwickelte sich weiter - das Obergummi wurde immer griffiger (beim Belag Tackiness blieb der Ball sogar am Schläger hängen, wenn man ihn dagegen drückte), aber auch - zum anderen Extrem, wie beim Anti-Topspin oder dem Backhand - immer ungriffiger, damit die Abwehrspieler ein Mittel gegen den vielen Schnitt hatten. Zusätzlich kamen in den 1970er Jahren lange-Noppen-Beläge auf, und immer mehr Spieler gingen dazu über, mit gleichfarbigen, aber total verschiedenartigen Belägen auf Vor- und Rückhandseite zu spielen. Das führte dazu, dass selbst Weltklassespieler nicht mehr erkennen konnten, mit welchem Belag ihr Gegner den Schlag gemacht hat, und infolgedessen für den Außenstehenden unerklärliche Fehler begangen. Deshalb gibt es seit 1985 die Regel, dass eine Schlägerseite einen roten, die andere einen schwarzen Belag haben muss, um die Belageigenschaften auseinanderhalten zu können.

In den 1990er Jahren arbeitete die Belagindustrie verstärkt an der Entwicklung von Belägen mit langen dünnen Noppen nach außen, die dem Ball andere Absprungeigenschaften gaben, als man es nach der Ausholbewegung annehmen sollte (z. B. Feint, Curl). Mit diesen die Antizipation des Gegners täuschenden und nur auf das Zerstören des Spielflusses ausgelegten Belägen kamen etliche Grobmotoriker plötzlich zu Meisterehren und verdarben vielen anderen den Spaß am Tischtennis. Der Weltverband reagierte spät und halbherzig, als er 1998 die sogenannte "aspect ratio" auf 1,1 beschränkte, infolgedessen nur noch Beläge zugelassen wurden, bei denen jede Noppe nur noch maximal 1,1 mal so lang ist wie sie dick ist. Auf diese Weise sollten sehr biegsame und umknickende dünne lange Noppen und damit die zerstörerischsten Beläge aus dem Verkehr gezogen werden.

Durch das ebenfalls in den 1990er Jahren aufgekommene Frischkleben wurde das Spiel weiter verschnellert und die Ballwechsel noch kürzer als zuvor. Der durchschnittliche Ballwechsel zwischen Weltklassespielern besteht gegen Ende des 20. Jahrhunderts aus zwischen 3 und 4 Ballkontakten insgesamt und kann aufgrund seines Tempos und seiner Schnittmenge nur noch schwer vom Zuschauer verfolgt bzw. verstanden werden. Mit abnehmender Länge der Ballwechsel nimmt die Bedeutung des Aufschlags zu, und viele Spieler spezialisieren sich infolgedessen auf extrem schwer zu retournierende Aufschläge mit für den Gegner undurchschaubaren Spin-Variationen, was durch das Verdecken des Aufschlagvorgangs durch den eigenen Körper noch verstärkt wird.

Das Interesse an der Sportart geht weltweit zurück, weil immer mehr Spieler und damit auch Zuschauer den Spaß an dem mittlerweile hochgezüchteten und undurchschaubaren Sport verlieren und deutlich weniger Anfänger als früher mit dem Sport beginnen bzw. schneller als früher wieder die Lust daran verlieren.

Der neue ITTF-Präsident Adham Sharara setzt dann 2000 die Vergrößerung der Bälle von 38 auf 40 mm Durchmesser durch und will das Spiel damit langsamer und telegener machen. Durch die 2001 erfolgte Veränderung der Satzlänge von 21 auf 11 Punkte sollen mehr Spannungsmomente in das Spiel gebracht werden, und durch das für 2002 beschlossene Verbot verdeckter Aufschläge soll die Bedeutung des Aufschlags verringert werden.


Warum viele der Reformen langfristig nichts bringen

Bei all diesen Reformen greift die ITTF das Übel jedoch nicht an der Wurzel an, sondern doktert an den Symptomen herum. Es ist ganz offensichtlich die Entwicklung der Beläge, die den Tischtennissport in den letzten zwanzig Jahren so schnell und undurchschaubar gemacht hat, und deshalb hätte mit den Regeländerungen bei den Belägen angesetzt werden müssen und nicht beim Ball, der Zählweise oder dem Aufschlag. Die 1959 gut gemeinte und damals sicherlich auch ausreichende 4 mm Belagsdicke ist durch die technischen Möglichkeiten 40 Jahre später völlig überholt. Das Frischkleben und die Entwicklung bei den Schlägerhölzern, aber insbesondere die durch die technische Entwicklung möglich gewordene und von der Industrie praktizierte Veränderung der Beschaffenheit des Schwammgummis und des Obergummis haben die Aufschläge so gefährlich, die Angriffsschläge so schnell und schnittreich und die Ballwechsel damit so kurz und unattraktiv gemacht.

Wie wenig zielführend die jüngsten Beschlüsse sind, wird an zwei Beispielen verdeutlicht: Seit Reduzierung der aspect ratio auf 1,1 ist die Geometrie der Noppen (bei 1 Einheit Breite maximal 1,1 Einheiten Länge) fest vorgeschrieben. Damit der von einigen Kunden gewünschte "Zerstör-Effekt" der langen Noppen wieder hergestellt wird, wird also an der "inneren" Beschaffenheit der Noppen geforscht. Die Noppen einiger Beläge sind mittlerweile so beschaffen (so weich), dass sie trotz Einhaltung der vorgeschriebenen Geometrie nahezu die gleichen Auswirkungen haben wie die 1998 verbotenen Beläge.

Das zweite Beispiel ist noch offensichtlicher und kann in jedem aktuellen Tischtennis-Katalog nachgelesen werden: Der von der ITTF erwünschte Tempoverlust durch die Einführung des 40 mm-Balles wird nur ein Jahr später durch die Entwicklung entsprechender Beläge pulverisiert. Bei diesen Beläge werden die zugelassenen 4 mm anders als bisher ausgenutzt, indem das Obergummi auf 1,4 mm reduziert worden ist und dadurch ganze 2,6 mm für das Schwammgummi zur Verfügung stehen. Außerdem werden die Eigenschaften des Schwammgummis so verändert, dass die neuen Beläge einen stärkeren Absprung des Balles im Vergleich zu früher ermöglichen. Das Ergebnis ist, dass mit diesen neuen Belägen der 40 mm-Ball genauso beschleunigt wird wie der 38 mm-Ball mit den alten Belägen. Dem vernünftigen Ziel der ITTF, das Spiel langsamer zu machen, wird auf diese Weise von der TT-Industrie entgegengearbeitet - weil ein Teil ihrer Kundschaft danach verlangt und sie selbst davon - zumindest kurzfristig - gut lebt. Dennoch bleibt festzuhalten, dass der 40 mm-Ball zumindest den einen nachhaltigen Vorteil gebracht hat, dass er bei gleichem Tempo aufgrund seines größeren Umfangs und Volumens besser sichtbar ist als der 38 mm-Ball.


Was im Tischtennis geändert werden müsste - und doch nicht geändert wird

Damit Tischtennis wieder attraktiver wird, müssten die Auswüchse der vergangenen zwanzig Jahre zurückgenommen werden. Lange Noppen richten zwar auf der internationalen Ebene mittlerweile wenig Schaden an, doch in den überwiegend breitensportlich orientierten Klassen auf Bezirks- und Kreisebene, wo ja der ganz überwiegende Teil der deutschen TT-Spieler sich bewegt, verderben sie auch heute noch vielen Gegnern den Spaß am Tischtennis und bewegen verärgerte schwächere Spieler dazu, sich einen anderen Sport zu suchen. Anfang 2002 beklagt denn auch mit dem DTTB-Ehrenpräsidenten Hans-Wilhelm Gäb sogar ein ranghoher Tischtennis-Funktionär, dass "Tischtennis sich als einzige Ballsportart der Welt Beläge und Material leistet, die das Spiel zerstören statt es zu beflügeln."

Eine Reduzierung der aspect ratio auf 0,7 und eine Erhöhung der Mindestanzahl Noppen pro Quadratzentimeter bzw. alternativ eine sinnvolle Normierung von Noppenlänge, -breite und -beschaffenheit würde hier viel Gutes bewirken. Damit auch Abwehrspieler wieder eine Chance bekommen, müsste im Gegenzug Tempo und Spin aus dem Spiel genommen werden. Dies geschieht am einfachsten, indem eine Obergrenze für die Schwammschicht eingeführt wird, wie es ja auch eine Obergrenze für die Noppengummischicht (maximal 2 mm) gibt. Eine Begrenzung der Schwammschicht auf 1,0 mm ist zwar derzeit für viele Angreifer unvorstellbar, würde aber der Attraktivität der Ballwechsel sehr förderlich sein, weil es nicht nur Tempo und Spin aus den Ballwechseln nimmt, sondern auch aus dem Aufschlag. Das ohnehin angestrebte Verbot des Frischklebens würde - wenn es denn wirklich umgesetzt werden sollte - diese Zielsetzung weiter unterstützen.

Es ist sehr zweifelhaft, ob die neue Aufschlagregel (freies Dreieck Netzpfosten A <-> Netzpfosten B <-> Ball) wirklich dazu führt, dass dem Aufschlag die Gefährlichkeit genommen wird. Im unteren Leistungsbereich werden seit Jahren die jeweils gültigen Aufschlagregeln weitestgehend nicht eingehalten, und das wird ab 2002 nicht anders werden. Neutrale Schiedsrichter werden hier nicht eingesetzt, sondern lediglich Zählgerätebediener, die des lieben Friedens willen viel Verbotenes durchgehen lassen und in den meisten Fällen die Bezeichnung "Schiedsrichter" in seinem eigentlichen Sinne nicht verdient haben. Man kann es ihnen noch nicht einmal vorwerfen, denn sie sind dazu schließlich nicht ausgebildet worden.

Eine ideale Aufschlagregel kann an dieser Stelle derzeit nicht vorgeschlagen werden. Das Ziel sollte es sein, eine solche Regel zu finden, die den Ball lediglich ins Spiel bringt, und zwar ohne jeglichen Vorteil für den Aufschläger, aber auch ohne Vorteil für den Rückschläger. So ähnlich wie im Fußball: Hier dient der Anstoß auch nur dazu, das eigentliche Spielgeschehen in Gang zu bringen. So wenig wie der Tischtennis-Zuschauer direkte Aufschlag-Punkte oder "Aufschlag-Rückschlag-Punkt"-Ballwechsel sehen will, will der Fußball-Zuschauer direkte Tore sehen. Deshalb besteht ein Fußballspiel auch nicht ausschließlich aus Elfmeterschießen. Das Interesse am genialen Spielzug, am Ausspielen des Gegners, am Vorbereiten des Torschusses, kurzum: das Spiel selbst zieht den Fußball-Zuschauer ins Stadion oder vor den Fernseher, nicht nur das Torerlebnis als erfolgreiches Ende eines Spielzugs. Wenn Tischtennis wieder so ist, dass man Spielzüge - und nicht nur Punkte - sehen kann, wird es auch wieder Zuschauer anziehen, so wie bis in die 1970er Jahre, als es wegen der damals noch gegebenen Chancen für Abwehrspieler sehenswerte Spielzüge gab und die Hallen bei Länderkämpfen und Meisterschaften weitaus gefüllter waren als heutzutage.

Damit der Aufschlag den Ballwechsel gewissermaßen nur eröffnet und die Spieler nicht mehr wie jetzt - verständlicherweise - versuchen, mit dem Aufschlag zu punkten, müßte man vielleicht darüber nachdenken, das Regelwerk so zu ändern, dass mit dem Aufschlag und auch mit dem ersten Rückschlag gar kein Punkt mehr erzielt werden kann. Die ersten beiden Schläge wären dann gewissermaßen neutral, und erst mit dem dritten Schlag (dem zweiten des Aufschlägers) begänne der "zählbare" Ballwechsel. Dass Tischtennisspieler mit einer solchen Spieleröffnung vom Kopf her umgehen können (von der Technik her sowieso), beweisen sie weltweit tagtäglich beim Systemtraining: Hier bringen sie den Ball durch den Aufschlag auch nur ins Spiel, weil hier das Ziel ist, nicht gleich zu punkten, sondern die nachfolgenden Schläge zu trainieren. Diese Aufschlag-Idee ist bei weitem noch nicht ausgereift, aber sie hat den faszinierenden Aspekt, dass man sich über nicht ruhende flache Handteller, nicht senkrechtes Hochwerfen, weniger als 16 cm Höhe, verdeckte Sicht und andere Betrugsmöglichkeiten bei den heutigen Aufschlägen gar keine Gedanken mehr zu machen bräuchte.

Die vorgenommene Änderung der Satzlänge (bis 11) macht zwar nicht den Ballwechsel als solchen sehenswerter, doch sie verdoppelt seine Bedeutung für den Gewinn des Satzes und sorgt schon daher für zusätzliche Spannungsmomente im Tischtennis - sie ist deshalb zu begrüßen. Der große Nachteil des eingeführten Aufschlagwechsels nach jeweils zwei Punkten - vor allem im Doppel - könnte übrigens dann durch Rückkehr zum Aufschlagwechsel nach fünf Punkten wieder beseitigt werden, wenn es tatsächlich eine oben beschriebene Aufschlagregel gäbe, bei der der Ball durch den Aufschlag - gewissermaßen neutral - nur ins Spiel gebracht wird. Dann wäre der Vorteil für den Aufschläger verschwunden, und eine Fünferserie von Aufschlägen könnte trotz der kurzen Satzlänge bedenkenlos akzeptiert werden.


Brettchen-Tischtennis - die ausgewogene Art des Tischtennis

Tischtennis mit Brettchen-Schlägern ist aufgrund deren Belageigenschaften ganz anders als das mit den modernen Schwammgummischlägern. Weil ein Brettchen wegen der nach außen gerichteten Noppen dem Ball nur wenig Schnitt mitgeben kann, wird vieles von der Täuschung des modernen Schwammgummispiels entfernt, und die Erreichbarkeit des gegnerischen Schlages wird deutlich vergrößert, nicht zuletzt auch durch das geringere Tempo aufgrund der fehlenden Schwammschicht.

Der Vorteil des Aufschlägers wird ohne den vielen Schnitt beträchtlich verringert, und somit ist auch die Bedeutung des Aufschlages viel geringer als beim normalen Tischtennis. Mit einem Brettchen-Aufschlag kann man viel schwerer direkte Punkte erzielen. Deshalb braucht man sich beim Brettchen-Tischtennis auch gar keine Gedanken über eine bessere Aufschlagregel zu machen.

Auch der Vorteil des Angriffsspielers ist beim Brettchen-Tischtennis wegen des geringen Schnitts und des geringen Tempos viel geringer. Es gibt daher im Gegensatz zum heutigen Tischtennis eine große Ausgewogenheit zwischen Angriff und Abwehr. Das Brettchen-Spiel hat daher deutlich längere Ballwechsel und ist somit für den Durchschnittszuschauer viel interessanter zu beobachten. Das andererseits oft gehörte Argument, dass Brettchen-Spieler ja nur verteidigen würden und deshalb beim Brettchen-Tischtennis nur lang anhaltende Schupfduelle entstehen würden, ist völlig falsch und basiert auf einem Denkfehler. Die wenigen im heutigen Tischtennis-Wettkampfbetrieb noch vorhandenen Brettchen-Spieler verteidigen in der Tat fast alle, aber das machen sie nur, weil sie mit Angriff gegen die Schwammschläger ihrer Gegner noch weniger Chancen hätten als mit Abwehr. Wenn aber der Gegner nicht mit einem Schwammschläger spielt, sondern auch "nur" ein Brettchen zur Verfügung hat, dann macht auch das Angriffsspiel mit einem Brettchen wieder Sinn. Kein Fachmann wird ernsthaft behaupten, dass bis 1951, als es nur Brettchen gab, nur verteidigt wurde.

Brettchen-Tischtennis ist auch viel leichter zu erlernen, weil Anfänger nicht so leicht mit trickreichen Schnitt-Aufschlägen und unberechenbaren Ball-Absprüngen aufgrund des enormen Schnitts getäuscht werden können. Aufgrund des geringeren Tempos hat der Anfänger mehr Zeit, sich auf den ankommenden Ball einzustellen. Beim Brettchen-Tischtennis gewinnt keiner, nur weil seine Gegner nicht mit seinen langen Noppen, seinem Anti, seinen Trickaufschlägen oder seinen Turbo-Topspins zurechtgekommen sind. Hier spielen alle mit nahezu gleichem Material, und es gewinnt der beste Spieler und nicht das beste Material.

All die oben beschriebenen Nachteile des "modernen" Tischtennis gibt es beim Brettchen-Spiel nicht. Die Anhänger des Brettchen-Tischtennis glauben deshalb, dass das Brettchen-Spiel aufgrund seiner größeren Ausgewogenheit einfach mehr Spaß macht. Probieren Sie es einfach mal aus!

Hilmar Heinrichmeyer, 2002


Warum spielt man Brettchen? Spielt nicht jeder mit Schwamm viel besser?

(Deutsche Übersetzung des 1998 erschienenen Artikels "Why choose to play HardBat? Doesn't everyone play better with sponge?" von Scott Gordon, dem Präsidenten der US-amerikanischen Classic Table Tennis Association)

Es gibt viele Aspekte, diese Frage zu beantworten. Ja, Brettchen sind eine viel weniger wirksame Waffe als Schwamm, und wir ALLE spielen "besser" mit Schwamm. Sogar Marty Reisman (das Idol der amerikanischen hardbat-Bewegung) gewann einst den US-Meistertitel mit einem Schwammschläger - es sei sein leichtester Sieg gewesen, behauptete er hinterher. Aber die eigentliche Frage ist doch, was ist das bessere SPIEL? Schwamm gegen Schwamm oder Brettchen gegen Brettchen? Was macht mehr Spaß, und, gibt es Platz für beide Varianten des Tischtennis-Spiels?

Das ist natürlich eine Glaubensfrage. Unglücklicherweise eine Frage, zu der nur sehr wenige von uns in der Lage sind, sich eine fundierte Entscheidung erlauben zu können. Schwammbeläge dominieren im Tischtennis seit den fünfziger Jahren, und die allermeisten von uns spielten noch nicht zu der Zeit, als es noch keine Schwammbeläge gab.

Jedoch gibt es die Aussagen Hunderter, die zu beiden Zeiten gespielt haben, und fast alle glauben, das Spiel sei ohne Schwamm besser gewesen. Diejenigen von uns, die heutzutage regelmäßig an Brettchen-Turnieren teilnehmen, wissen, warum die Älteren diese Meinung vertreten.

Ich selbst spielte 20 Jahre lang mit Schwammschlägern und wechselte eines Tages aus einer Laune heraus zum Brettchen. Meine Spielstärke sank beträchtlich, und ich wurde einer der schlechtesten Spieler im Verein. Aber irgendetwas an der neuen Spielweise hatte mich infiziert. Ich entdeckte schnell, dass Spiele gegen andere Brettchenspieler meine Lieblingsspiele wurden. Was ist das Besondere an dieser Art des Spiels? Seit dem Wechsel spiele ich viel mehr als früher, werde wieder besser und genieße das Spiel viel mehr als ich es je mit Schwamm getan habe. Ich will versuchen zu beschreiben, warum das so ist.

Das Schwammspiel benutzt ein explosives, reagierendes Material, das in der Lage ist, einen Ball mit einer Bewegung aus dem Handgelenk heraus viele Meter weit zu schlagen. Dieses Material ist in der Lage, soviel Schnitt anzubringen, dass der Ball mit einem einzigen Schlag meterweit am Schläger des Gegners vorbeifliegen kann. Und das, obwohl die Schlagfläche so klein ist. Manche haben dies beschrieben als ein Spiel, das seine eigenen Grenzen überschritten hat. Das augenscheinliche Ergebnis ist ein Übergewicht zugunsten des Angriffsspiels.

Im Gegensatz dazu ist beim Brettchen-Spiel Verteidigung möglich, sie wird genutzt und ist für dieses Spiel auch notwendig. Ich denke, dass das Brettchen-Spiel eine bessere Ausgewogenheit bietet - eine Art Yin-Yang, die beim Spiel mit dem Schwamm fehlt.

In den 20 Jahren, in denen ich mit Schwamm spielte, hatte ich nie das Gefühl der Kontrolle. Ich spürte nie richtig, wie mein Schläger den Ball traf. Ich bewegte den Schläger so, wie meine Trainer es mir beigebracht hatten, und beobachtete den Weg des Balles. Mit dem Brettchen spüre ich den Aufprall des Balles auf dem Holz, welches wiederum die Schlagenergie direkt in meine Hand leitet. Ich spüre direkt, wie ich den Ball treffe und seine Flugrichtung bestimme. Das ist ein gutes Gefühl. Wenn ich einen guten Schmetterball schlage, geschieht das durch die Kraft meines Armschwungs, ohne dass dieser von einem Katapult unterstützt wird, und ich werde durch die entsprechende Reaktion des Balles und den dazugehörenden Klang des Holzes belohnt.

In den 20 Jahren, in denen ich mit Schwamm spielte, war ich nie ganz sicher, wohin mein nächster Schlag gehen würde. Da war immer die nervliche Anspannung, ob ich den Schnitt meines Gegners richtig gelesen hatte, ob er stark oder schwach war? Ich dachte, ich müsste den Ball mit diesem Winkel blocken, aber nein, ich hatte den Schnitt falsch gelesen, wenn der Ball mal wieder in eine andere Richtung flog, als ich erwartet hatte. Das Brettchen-Spiel gibt mir eine viel größe Sicherheit, weil ich meine gelernten Schläge mit der Gewissheit spielen kann, dass ich den Schnitt sehe, den mein Gegner dem Ball mitgegeben hat - dabei ist viel weniger Geheimnisvolles und Täuschendes möglich, und ich kann viel freier und entspannter aufspielen.

Noch etwas zu dieser nervlichen Anspannung: Beim Schwammspiel ist man immer einen tödlichen Topspin weit davon entfernt, den Punkt zu verlieren. Es gibt viel zu wenig Platz für Experimente, Persönlichkeit oder Erholungspausen. Der Tod steht immer neben dir. Die besten Schwammspieler sind Killer mit Nerven aus Stahl. Beim Brettchen-Spiel gibt es dagegen viele Arten, erfolgreich zu spielen, und größere Chancen, den Ball zurückspielen zu können. Ich finde das viel entspannender als beim Schwamm-Spiel. Die besten Brettchen-Spieler sind Strategen, die ihre Spielweise ihrem Gegner aufzudrücken vermögen. Die Entspannung ist das Schlüsselwort. Es sind total unterschiedliche Spielarten, und ich kann auch gut die Spieler verstehen, die das Schwammspiel vorziehen. Aber ich glaube, dass viel mehr Spieler das Brettchen-Spiel vorziehen würden, wenn sie ihm nur einmal eine faire Chance gäben - nämlich mit einem Spiel gegen andere Brettchen-Spieler.

Ballwechsel mit Brettchen dauern länger. Deshalb kann man sagen, dass das Brettchen-Spiel eine anstrengendere Betätigung ist. Nicht schneller, nicht ermüdender, einfach nur körperlich anstrengender. Manche glauben, dass diese körperliche Anstrengung, gepaart mit einer weniger nervlichen Anspannung, zu einem gesünderen, eleganteren Sport führt.

Brettchen-Tischtennis ist ein besserer Sport für die Zuschauer. Das ist auch wieder eine Ansichtssache, aber ich glaube daran. Immer, wenn ich Neulinge als Zuschauer zu einem Schwammspiel mitnehme, ist ihre erste Reaktion: "Hej, das ist toll!", aber nach fünf Minuten verschwindet der Glanz aus ihren Augen, und sie verlieren das Interesse. Ich glaube, das liegt am Fehlen dieser Yin-Yang-Ausgewogenheit, die ich vorhin schon erwähnt habe. Ohne Balance und ohne Verteidigung bietet das Spiel keine Abwechslung und ihm fehlt die langfristige Spannung. Außerdem sind die Topspins so durchschlagend, dass die Ballwechsel nur sehr kurz werden, und noch dazu haben die meisten Spieler sehr ähnliche Spielweisen.

Brettchen sind billiger. Ein normaler Schwammschläger startet bei ungefähr 100 €. Dann kommt noch das Reinigungsmittel dazu, der Kleber, die Ersatzbeläge usw. Ein Brettchen für 40 € hält jahrelang.

Brettchen-Tischtennis legt den Schwerpunkt auf das Können, nicht auf die Ausrüstung. Niemand gewinnt dabei, weil sein Schläger den Gegner verwirrt. Man braucht sich auch nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, ob man die richtige Kombination von Holz, Belägen und Kleber gefunden hat. Jeder schlägt den Ball mit einem einfachen Schläger.

Das Brettchen-Spiel hat mich mit der Vergangenheit unserer Sportart verbunden und infolgedessen das Spiel zu einem größeren Erlebnis für mich gemacht. Ich bin verwundert, wie leicht heutige Spieler diejenigen der Vergangenheit geringschätzen, sogar solche von gerade mal vor 10 Jahren, weil sie wirklich nicht viel über sie wissen. Die meisten heutigen Spieler können nicht einmal die Namen der Weltmeister von vor 1980 nennen. Ich kenne keinen einzigen Schachspieler, der nicht nahezu alle Schach-Weltmeister nennen könnte und sich nicht sehr mit ihnen beschäftigt hat.

Brettchen-Tischtennis ist viel angenehmer für einen Anfänger. Man kann das Schwamm-Spiel kaum ohne eine Menge Training vernünftig spielen. Ein Spiel zwischen einem starken und einem schwachen Spieler ist mit Schwamm sogar meistens eine Zeitverschwendung. Mit einem Brettchen mag der bessere Spieler sogar 21:0 gewinnen, aber jeder einzelne Ballwechsel macht trotzdem Spaß und ist eine Herausforderung für beide Spieler - und noch dazu interessant für die Zuschauer.

Das Fazit aus allem Gesagten ist einfach: "Brettchen spielen macht Spaß." Ich liebe dieses Spiel, seit ich dazu übergetreten bin. Ich spiele auch gern mit meinem Brettchen gegen Schwamm, aber wenn ich eine Möglichkeit habe, gegen einen anderen Brettchen-Spieler zu spielen, dann wird das Spiel gar zum Genuss.

Versuch es mal! Der amerikanische TT-Verband sagt: "Entdecke den Sport wieder, den Du schon immer gespielt hast." Ich dagegen sage: "Entdecke das Spiel wieder, von dem Du fasziniert bist".

Scott Gordon, 1998